„Tatort Rhein-Main“ am „Tag der Literatur“ (29.Mai 2011)

Ist Frankfurt eine „mörderische Metropole“? Den Eindruck kann man bekommen, wenn man die Tatorte der Kriminalromane sieht, die von Krimiautoren aus dem Rhein-Main-Gebiet veröffentlicht werden. Sicher können die Romanfiguren nirgendwo mehr sein - auch nicht im Kaiserdom.

Für die Leser ergibt sich die besonders reizvolle Konstellation, dass sie mit vertrauten Bildern im Kopf die diversen Orte der Handlung nachvollziehen können. Ob Mainufer, Ebbelwoi-Express oder Bahnhofsviertel: das Kopfkino funktioniert bestens.

Für den „Tag der Literatur“ in Hessen bieten wir daher einen besonderen Leckerbissen an. Fünf AutorInnen aus Rhein-Main lesen aus fünf Frankfurt-Krimis: Die Leseorte werden auf das Gelände der FABRIK verteilt sein. Begonnen wird mit einem Roman, der im Atelier Goldstein auf dem FABRIK-Gelände angesiedelt ist.

Bevor es für die Erwachsenen spannend wird, werden die jungen Krimifans zu ihrem Recht kommen. Film, Musik, eine Verlosung, ein Kleidertausch und anderes mehr runden das Programm ab, das unter dem Motto „Tatort Rhein-Main“ steht.

Viel Vergnügen wünscht das Projektteam von „Kultur in der Fabrik e.V“ und „Freundeskreis Die Fabrik e.V.“!

Programmablauf

Kleider- & Krimi-Tausch und Kinderkriminachmittag
14 – 16 Uhr bzw. 16 – 18 Uhr

„Tatort RheinMain“ beginnt bereits um 14 Uhr für die gesamte Familie auf dem Gelände der Fabrik: Die Gruppe 121 wird einen Kleider- & Krimi-Tausch als neue interessante Alternative zu Second Hand-Läden und altgedienten Flohmärkten organisieren: Man kommt, nimmt ein hübsches Stück Kleidung vom Hänger oder sucht sich ein Buch aus und bringt - soweit vorhanden - dafür etwas Eigenes Spannendes in den Tauschhandel mit ein.

Das Programm für Kinder und Jugendliche verspricht viel Krimispaß und wird eine gesteigerte Leselust entfachen: Kindergruppen werden den jungen Besuchern Krimis vortragen. Für die Sechs- bis Zehnjährigen wird über die schwedischen Nachwuchsspürnasen Lasse und Maja gelesen, für die Älteren stehen Auszüge aus Martin Selles Der Erbarmungslose auf dem Programm. Zwischen den zwei Lesungen wird es ein kriminalistisch inspiriertes Bewegungsspiel geben.

Der „Freundeskreis Die Fabrik e.V.“ hält für alle Gäste Kaffee und Kuchen bereit und organisiert einen kleinen Flohmarkt mit Büchern und CDs. Mit dem Erlös wird die Kulturarbeit in der FABRIK gefördert.

Die Autoren

Irmgard Schürgers liest aus „Kaltherz“ (18 Uhr)

Frankfurt ist die Geburtsstadt von Irmgard Schürgers und sie lebt auch heute noch am Rande der Stadt. Nach Beendigung ihres Berufslebens in Werbeagenturen und Verlagen entschied sie sich, an der Goethe-Universität Seminare in kreativem Schreiben im Rahmen der „Universität des dritten Lebensalters“ zu belegen. Dadurch konnte sie sich einen lang gehegten Traum verwirklichen: sie ist nun Mitglied einer Autorengruppe und Mitbegründerin des Verlags UniScripta. 2010 erschien Irmgard Schürgers erster Roman Kaltherz, der hauptsächlich im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen spielt. Darin ermittelt die Kommissarin Katja Lehmann in einem besonderen Fall – dem Mord an dem geistig behinderten Lothar Meyer. Dessen Leiche war an einem eiskalten Februarmorgen vor seinem Wohnheim in Dribbdebach aufgefunden worden. Zwei Protagonisten des Romans haben reale Mitglieder des Atelier Goldstein auf dem FABRIK-Gelände zum Vorbild, Handlungsort ist daher auch die FABRIK selber.

Hanna Hartmann liest aus „Darling“ (19 Uhr)

Hanna Hartmann ist das Pseudonym der Frankfurter SPD-Politikerin Petra Tursky-Hartmann, ehemals Flugbegleiterin bei der Lufthansa und PR-Managerin in der IT-Wirtschaft, nun Autorin. Die umtriebige Allrounderin und Sachsenhäuserin veröffentlichte 2009 den „Frankfurt.Krimi“ Darling, aus dem sie bei „Tatort RheinMain“ lesen wird. Die Erzählung führt in Frankfurts Unterwelt, in der man mit Demütigung und Dominanz viel Geld verdienen kann. Taxifahrer Adrian Baumann folgt darin einer schönen Unbekannten und verstrickt sich als Zeuge in einen Albtraum um bizarre Videos und Mordlust. Doch wie findet er aus diesem „Zuviel“ an brutaler Realität wieder heraus?

Jörg Reckmann liest aus „Bärlinger Splitt“ (20 Uhr)

Eigentlich stammt er aus Berlin, ist aber über lange Jahre als Journalist mit der Frankfurter Rundschau auf verschiedenen Redakteursposten verbunden. Mit Bärlinger Splitt hat einen packenden Krimi vorgelegt, der in Frankfurt spielt. Er selbst verfolgte jahrelang spektakuläre Kriminalfälle als Berichterstatter, zuletzt den Mord am holländischen Filmemacher Theo van Gogh und den Prozess um den belgischen Kinderschänder Dutroux. Zwischen 2003 und 2007 absolvierte er in Berlin, Frankfurt, Paris und Köln fünf Marathonläufe. Während des Laufens verfertigte sich die Idee zu einer Krimiserie, dessen erster Band mit „Bärlinger Splitt“ ist.

In dem Krimi geht es um einen Immobilien-Tycoon, der tot den Frankfurt-Marathon mit persönlicher Bestzeit durchs Ziel gelaufen sein soll. Als der zwielichtige Innenminister den Mord für seinen Anti-Drogen-Wahlkampf nutzt, weil ein Junkiepärchen verwickelt sein soll, wird der Fall zum Politikum. Die Erkenntnisse während der Ermittlungen geben Kommissar Schurmann Rätsel auf. Er muss sich schließlich notgedrungen Hilfe bei seinem Freund, dem Kriminalistik-Fan Bärlinger, holen, dessen unorthodoxe Methoden ihn nur durch Beziehungen und Glück nicht schon längst ins Gefängnis gebracht haben.

Rosa Ribas liest aus „Tödliche Kampagne“ (21 Uhr)

Seit 1993 wohnt die Autorin in Frankfurt, die am liebsten in Cafés mit Geräuschkulisse auf der Berger Straße schreibt. Die aus Barcelona stammende Autorin schreibt Krimigeschichten über ganz normale Leute. Die Putzfrauen, Gastarbeiter oder Werbefachleute, die sie zum Leben erweckt, wirken dabei stark und real, und die Multikulturalität Frankfurts nimmt einen besonderen Stellenwert in ihrer Arbeit ein. Die ermittelnde Kommissarin Cornelia Weber-Tejedor ist Halbspanierin und reflektiert die Ereignisse auf ihre ganz eigene Weise. Die Autorin wird aus ihrem jüngsten Krimi Tödliche Kampagne lesen: Es geht um einen Fall in der Werbebranche. War die Konkurrenz der Agentur Baumgard & Holder in den Mord verwickelt?

Anne Chaplet liest aus „Schrei nach Stille“ (22 Uhr)

1998 schrieb sie ihren ersten Kriminalroman. Unter dem Namen, der in ihrem Pass steht, dem der promovierten Politikwissenschaftlerin und Historikerin Cora Stephan, hat sie zahlreiche Sachbücher verfasst, darunter "Der Betroffenheitskult" (1993) und "Das Handwerk des Krieges" (1998). Die Krimis von Anne Chaplet handeln jedoch von Paul Bremer, einem Ex-Werbefachmann und Karen Stark, einer Staatsanwältin in Frankfurt. Die mörderischen Geschichten der erfolgreichen Autorin bestechen durch ihr Lokalkolorit. So tauchen die für Frankfurt typischen Bürotürme durchaus in Nebenrollen auf.

Der Tatort-Krimi folgt dann um 23 Uhr