"Vom Ausbaugegner zum Genossen" reloaded - FNP ändert Online-Artikel nach Hinweis vom Presserat (2. Juli 2013)

Also, erstmal danke liebe FNP, dass ihr nach dem Hinweis vom Presserat den Bericht über meine Wahlkreisdelegiertenkonferenz in der Online-Ausgabe vom 21.03.2013 wie folgt korrigiert habt:


Ich könnte jetzt mit einem Augenzwinkern anmerken, dass wir alle natürlich wissen, dass der Standard-Leser der FNP sicher nach der Lektüre der Tageszeitung sich überlegt, ob er nicht doch noch mal ins Internet gehen sollte ... weil sich vielleicht in der Berichterstattung etwas geändert hat ... Aber lassen wir das, sind wir an der Stelle erstmal zufrieden, widmen wir uns den anderen Baustellen.
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Vom Ausbaugegner zum Genossen

von Mirco Overländer

Wie die Neu-Mitglieder der Sachsenhäuser SPD sich in der Partei akklimatisiert haben

Nachdem knapp zwei Dutzend Flughafen-Ausbaugegner der Sachsenhäuser SPD beitraten, stellt sich die Frage nach dem Binnenklima des größten sozialdemokratischen Ortsvereins der Stadt: Neu-Mitglieder und der Vorstand sind sich einig, dass der Annäherungsprozess nicht über Nacht erfolgt.

Sachsenhausen.

Vor knapp zwei Monaten wurde bekannt, dass rund zwei Dutzend Flughafen-Ausbaugegner dem SPD-Ortsverein Sachsenhausen beitreten wollen. Um deren Beitrittsgesuch entbrannte ein wochenlanges innerparteiliches Gerangel. Letztlich setzte sich der Niederräder Ralf Heider auch dank der Stimmen der Neumitglieder bei der Ernennung des SPD-Kandidaten für die Landtagswahl im Wahlkreis 37 am 6. März gegen Petra Tursky-Hartmann durch (wir berichteten).

"Ich war total begeistert, dass sich so viele Menschen in der SPD engagieren wollen. Die sind mit Herzen bei der Sache, ihr Engagement endet nicht beim Fluglärm. Das Thema war für sie offenbar nur ein Anstoß, politisch aktiv zu werden", sagt Ralf Heider über die neuen Mitglieder des Sachsenhäuser Ortsvereins.

Annäherung braucht Zeit

Doch wie kommen die neuen Genossen mit den Alt-Mitgliedern zurecht? Lydia Ishikawa zählt zu den Fraport-kritischen Neu-Mitgliedern des SPD-Ortsvereins Sachsenhausen. Seit ihrem Partei-Eintritt machte sie nicht nur positive Erfahrungen. "Ich hätte nicht gedacht, dass es innerhalb einer Partei diese noch diese Denkweise gibt, laut der nur Arbeiter als gute Sozialdemokraten durchgehen", sagt die selbständige Immobilienmaklerin, die während einer SPD-Ortsvereinssitzung im Februar von einem Alt-Mitglied als Schnepfe bezeichnet wurde.

"Ich hätte erwartet, dass der Vorstand an dieser Stelle mäßigend eingreift", so Ishikawa, die sich entschied, politisch tätig zu werden, nachdem sie durch die Eröffnung der Nordwestlandebahn erfuhr, "was Politik alles anrichten kann". Lydia Ishikawa sagt, sie habe das Gefühl, dass das Lager von Petra Tursky-Hartmann ihre Niederlage noch nicht verwunden habe. Dabei gehe es gerade im Hinblick auf die Landtagswahl darum, zusammenzuarbeiten, um die historische Chance auf Übernahme des traditionell CDU-dominierten Wahlkreises 37 zu schaffen.

Frank Brückner, Vorsitzender des Sachsenhäuser Ortsvereins, weist darauf hin, dass es aufgrund der parteiinternen Auseinandersetzungen der vergangenen Wochen "für manche Beteiligte noch ein wenig schwierig" sei, miteinander auszukommen. Zahlreiche Neu-Mitglieder seien zur Vorstands-Sitzung am 11. März erschienen und hätten auch konstruktive Redebeiträge geliefert. "In welchem Umfang sich die Neuen in die Parteiarbeit einbringen, muss sich erst mit der Zeit erweisen", gibt sich Brückner vorsichtig optimistisch.

Einladung zum Grillen

Auch ist Brückner der Ansicht, dass es noch einige Mitglieder gebe, bei denen die Enttäuschung über die Nicht-Nominierung von Petra Tursky-Hartmann überwiegt. "Bis die verraucht, muss noch einige Zeit ins Land gehen", so der Chef des Sachsenhäuser Ortsvereins.
Lydia Ishikawa indes blickt bereits nach vorne und lädt Petra Tursky-Hartmann zum gemeinsamen Grillen auf den Lerchesberg ein, um einander näher zu kommen. Aber nur, wenn Tursky-Hartmann wie versprochen SPD-Aufkleber mitbringe, die sich die Immobilienmaklerin auf ihren Geländewagen kleben möchte.


Anmerkung der Redaktion: Aufgrund des FNP-Artikels „Vom Ausbaugegner zum Genossen“ vom 21. März 2013 rief Petra Tursky-Hartmann den Presserat an. Dieser erteilte der der FNP einen Hinweis, laut dem die Redaktion angehalten wird, auch solche geringfügigen Verstöße gegen den Pressekodex künftig zu vermeiden, und begründete sein Vorgehen wie folgt:

„Die Beschwerdeausschuss-Vorsitzende sieht die Ziffer 2 des Pressekodex verletzt. Die Zeitung hat bei der Berichterstattung über Konflikte innerhalb der SPD zeitliche Fakten durcheinandergebracht. Die Politikerin wurde nicht auf einer SPD-Veranstaltung am 06. 03. 2013 als „Lerchesberg-Schnepfe“ bezeichnet. Wie die Politikerin selbst gegenüber der Zeitung bestätigte, ist dieser Begriff bereits auf einer Veranstaltung im Februar gefallen. Für den Leser entsteht dadurch ein falscher Eindruck. Die Redaktion wurde von der Verwechslung durch die Betroffene selbst in Kenntnis gesetzt. Die Ausschuss-Vorsitzende sieht daher auch die Ziffer 3 des Pressekodex verletzt. Diese hätte erfordert, den Fehler auch für ihre Leser öffentlich richtigzustellen.

Der Artikel ist entsprechend inhaltlich korrigiert worden.
Artikel vom 21.03.2013, 00:00 Uhr (letzte Änderung 27.06.2013, 18:42 Uhr)